M.A. Sarah Kunath

29. Sep. 2022 (08:10)

Holzöfen als klimaneutrale Alternative zur Gasheizung?

Der eigene Holzofen – als handbeschickte Einzelraumfeuerstätte derzeit häufig nachgerüstet - scheint eine gemütliche Möglichkeit zu sein, während der Energiekrise das eigene Zuhause warm zu bekommen.

Dass die Belastung der Atemluft durch Holzofen-Rauchgase auch zu Umwelt- und Gesundheitsproblemen führen kann, wird in letzter Zeit immer häufiger in der Presse diskutiert. Professor Dittler vom KIT ist einer der Wissenschaftler, der sich mit diesem Themenkomplex befasst.

Was ist an Holzofen-Rauchgasen problematisch?

Durch die Verbrennung von Holz werden feste und gasförmige Schadstoffe in unterschiedlicher Konzentration frei: Feinstaub, dazu gehört krebserregender Ruß, und Schadgase wie CO, Benzol und Formaldehyd. Oftmals wird nicht nur einfach Holz verbrannt, auch Braunkohlebriketts, lackierte Möbel oder Abfall werden zum Heizen verwendet. Dadurch gelangen weitere Schadstoffe in die Luft, beispielsweise Benzol, Furane, Dioxine und Blausäure ( Holzofenmessungen (verenum.ch )). Gerade kleine Feinstaubpartikel im Größenbereich kleiner als 2,5 Mikrometer (PM2.5) können ganz konkrete gesundheitliche Auswirkungen haben. Das Einatmen größerer Menge kann zu oxidativem Stress führen und Erkrankungen zum Beispiel der Lunge oder des Herz-Kreislauf-Systems zur Folge haben ( Leo_Stellungnahme_SaubereLuft_2019_Web_03.pdf (leopoldina.org )). Die FAZ spricht hier sogar vom „lautlosen Killer“ ( https://www.faz.net/aktuell/wissen/heizen-mit-holz-ist-weder-umweltfreundlich-noch-nachhaltig-18337589.html ).

Lautlos nicht nur, weil man Feinstaub in der Regel nicht sieht oder hört, sondern weil er auch nicht ausreichend gemessen wird – zu mindestens nicht in ländlichen Gebieten und kleineren Städten. In größeren Städten findet die Thematik durch Verkehr und Baustellen mehr Beachtung. Hier werden immer größere Messnetze aufgebaut.

In kleineren Städten und ländlichen Gegenden dagegen gibt es viel zu wenig offizielle Messstationen, die dann auch flächendeckend, kontinuierlich im relevanten Messbereich Daten erfassen. Kontinuierlich bedeutet, dass die Belastung immer, jeden Tag und nicht nur als Jahresdurchschnittswert erfasst wird. In Wohngebieten wird die Qualität der Atemluft nur unzureichend erfasst. Daher hat Professor Dittler im Rahmen eines Forschungsvorhabens selbst 2020 ein Messgerät in Stutensee bei Karlsruhe aufgestellt. Seitdem macht er immer wieder auf das Thema aufmerksam.

Das Ergebnis: Werden in den Abend- und Nachstunden Komfortöfen betrieben, ist die Belastung der Atemluft mit lungengängigem Feinstaub im Stundenmittel um ein Mehrfaches höher als am Stuttgarter Neckartor.

Mehr noch: Durch den Betrieb eines Holzofens war an einem Abend die öffentliche Sicherheit in einem Wohngebiet in Stutensee konkret gefährdet. Holzofen-Rauchgase drangen – durch direkte Zuleitung auf die Häuser– über technische Lüftungssysteme in mehrere Wohngebäude ein. Mehrere Menschen berichteten im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Ereignis von Kopfschmerzen und Übelkeit, Symptomen einer leichten Rauchgasvergiftung.

Doch warum gibt es keine ausreichenden Informationen für Anwohner?

Warum werden keine Messtationen aufgebaut? Nun kann man natürlich sagen: Die Thematik mit den Holzöfen, die ist noch nicht so bekannt. Die Gemeinden und Kommunen wissen nicht, wie sie Feinstaub richtig messen können und was dabei wichtig ist. Und die richtigen Messgeräte sind schwierig zu finden.

Doch das stimmt nicht. Im Februar dieses Jahres haben wir die betroffene Stadt Stutensee angeschrieben, mit dem Angebot der Unterstützung und zur weiteren Klärung. Unsere Geräte sind QAL1 zertifiziert und werden seit Jahren bei behördlichen Messungen eingesetzt. Messwerte könnten über eine Datenplattform digital allen Beteiligten bereitgestellt werden.

Doch auf unser Schreiben erhielten wir keine Antwort. Daher haben wir uns telefonisch an die Stadt Stutensee gewendet. Erst nach mehreren Telefonaten und auf unser Drängen reagierten die Verantwortlichen der Stadt Stutensee. Die Aussage: „Man sehe keine Notwendigkeit und wolle nicht messen.“ Die Stadt Stutensee scheint sich hier ihrer Verantwortung für die Gewährleistung der öffentlichen Sicherheit zu entziehen. Dass diese wohl durch Holzofen-Rauchgase in dem entsprechenden Wohngebiet konkret gefährdet ist, war in der FAZ ( https://www.faz.net/aktuell/wissen/heizen-mit-holz-ist-weder-umweltfreundlich-noch-nachhaltig-18337589.html ) und den BNN ( Stutenseer Wissenschaftler sieht Gefahr in Holzöfen (bnn.de) ) zu lesen. Würde man die Problematik ernst nehmen, dann könnte man durch weitere Messungen das Problemfeld erkennen und Lösungen angehen, dies scheint jedoch nicht gewollt zu sein.


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Brief an die Stadt Stutensee

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